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Bewegendes Gedenken an Pogromnacht in Weener

Sichtlich bewegt waren die Besucher der Gedenkveranstaltung zur Pogromnacht am Dienstagabend in Weener. Vor der Menora am Standort der ehemaligen Synagoge in der Westerstraße gedachten gut 100 Teilnehmer den aus Weener stammenden durch die Nationalsozialisten ermordeten Juden. Wie jedes Jahr am 9. November ist der Anlass dabei die Pogromnacht von 1938, als auch in Weener das jüdische Gotteshaus in Flammen aufging.

Anny Kaufmann, Vorsitzende des Arbeitskreises Synagogenbrand Weener, warf bei ihrer Ansprache einen Blick in die Geschichte der Diskriminierung jüdischen Lebens in Deutschland. Dabei erklärte sie anschaulich und eindrücklich, wie perfide, erniedrigend und entmenschlichend die Ausgrenzung durch die Nazis bis 1938 bereits war. Mit Hinblick auf die rund 6 Millionen ermordeten Mitmenschen jüdischen Glaubens in der Shoa fragte Anny Kaufmann dann am Ende ihrer Rede: „Tun wir heute genug, damit so etwas nie wieder passiert?“ Die Frage ließ Kaufmann bewusst offen, jeder, der am Gedenken teilnahm, sollte sich hierzu selbst eine Meinung bilden. 

In die gleiche Kerbe schlug dann auch die Ansprache des neuen Weeneraner Bürgermeisters Heiko Abbas – es war seine erste offizielle Ansprache, seitdem er zum Monatsbeginn ins Amt gekommen war. Abbas skizzierte detailliert, welchen Schrecken, Terror und wie viel Leid die Deutschen in der Zeit des Nationalsozialismus über ihre jüdischen Mitbürger gebracht hatten. „Es waren Menschen, die sich entschieden hatten, diesen Weg zu gehen, die sich entschieden hatten, andere Menschen zu entrechten, zu entwürdigen, zu berauben, zu misshandeln, zu deportieren und schließlich zu ermorden“, so Abbas. Und es sei auch der Weg der Menschen gewesen, die sich entschlossen hatten, mitzulaufen, nicht zu widersprechen oder etwas dagegen zu unternehmen. Darum sei das Gedenken zentral, um an dieses „größte Verbrechen in der Geschichte der Menschheit“ stets zu erinnern und den Schrecken über die Shoa wach zu halten. Tendenzen, diese Erinnerungskultur anzuzweifeln oder im Gedenken nachzulassen, erteilte Abbas eine klare Absage. Die Menschen, die sich aktiv für die Erinnerungskultur an die Pogromnacht und an die Shoa einsetzen, seien deutlich in der Mehrzahl. 

Im Anschluss an eine kurze Predigt von Pastorin Barbara Wündisch-Konz von der evangelisch-reformierten Gemeinde Stapelmoor, legten Vertreter von Politik, Verwaltung und des Arbeitskreises Kränze nieder und gedachten in aller Stille den Opfern der Nazis. Anschließend verlasen die Konfirmanden der Gemeinde die Namen der 67 aus Weener stammenden, durch die Nationalsozialisten ermordeten Mitbürger jüdischen Glaubens. Nach knapp einer Stunde verließen die Teilnehmer die Gedenkveranstaltung – viele von ihnen sehr berührt und nachdenklich.

Bild: Die Konfirmanden der evangelisch-reformierten Gemeinde Stapelmoor verlasen unter der Leitung von Pastorin Barbara Wündisch-Konz die Namen der aus Weener stammenden Opfer der Nationalsozialisten bei der Gedenkfeier zur Pogromnacht am Dienstagabend.